Know-how

Eine “SECOND CHANCE” dank der persönlichen Notfallausrüstung

By PIEPS

Wie bei vielen Outdoor-Sportarten besteht auch beim Skitourengehen und Freeriden die Gefahr, in eine Notsituation zu geraten, sich zu verletzen oder sogar sein Leben zu verlieren.

Primär gilt es, solche Situationen vorab durch entsprechende Planung und vor allem durch verantwortungsbewusstes Verhalten im Gelände erst gar nicht entstehen zu lassen. Ein Unfall kann aber jedem passieren, der im Gebirge unterwegs ist. Auch bestens ausgebildete Experten oder Tourengeher, die sich sehr defensiv verhalten, können einmal Pech haben und zur falschen Zeit am falschen Ort sein.

Ist die entsprechende Ausrüstung mit dabei und wird diese auch in Stresssituationen richtig eingesetzt, können viele dieser Notsituationen glimpflich enden. Auch Lawinenverschüttete haben dann eine echte „Zweite Chance“.

1. Allgemeine Notfallausrüstung

Die Notfallausrüstung setzt sich aus der allgemeinen und der Lawinen-Standard-Notfallausrüstung zusammen.

Lawinenunfälle sind zum Glück selten und viele Tourengeher werden ein ganzes Leben lang nicht mit ihnen konfrontiert. Viel wahrscheinlicher sind allerdings Verletzungen durch Stürze und Kollisionen oder Festsitzen im Gelände aufgrund von schlechtem Wetter oder Orientierungsproblemen. In solchen Fällen hilft die allgemeine Notfallausrüstung, die auch im Sommer in jedem Rucksack mit dabei ist.

Die allgemeine Notfallausrüstung umfasst:

  • Mobiltelefon
  • Stirnlampe
  • Erste-Hilfe-Paket
  • Biwaksack

Je nach Situation und Vorlieben muss auch entschieden werden, ob jeder sämtliche Teile der Notfallausrüstung in seinem Rucksack mit dabei hat oder ob diese auf die einzelnen Gruppenmitglieder aufgeteilt werden.

Beides hat Vor- und Nachteile: Hat man seinen eigenen (1-Personen) Biwaksack und sein Erste-Hilfe-Paket dabei, dann ist das Material auch dann verfügbar, wenn man plötzlich „alleine dasteht“, z.B. weil man bei der Abfahrt falsch abgebogen ist oder alleine den Gipfelgrat geht, während die anderen am Skidepot warten. Teilt man ein grösseres Erste Hilfe-Pakete und die entsprechende Anzahl an (2-/3-Personen-) Biwaksäcken auf die Gruppenmitglieder auf, so haben einige weniger zu tragen (bzw. können dafür das Seil o.ä. einpacken).

Tipp: Vor Winterbeginn sollte man abgelaufenes Verbandsmaterial austauschen, neue Batterien in die Stirnlampe geben und checken, ob der Biwaksack auch nicht schimmelbefallen ist.

2. Standard-Lawinen-Notfallausrüstung

Zur Lawinen-Notfall-Ausrsüstung gehören das Lawinen-Verschütteten-Suchgeräte, die Lawinen-Schaufel und die Lawinen-Sonde.

Egal, ob auf Variante, Tour oder beim Freeriden – jedes Gruppenmitglied hat folgende Gegenstände am Körper (LVS) bzw. im Rucksack:

  • Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS)
  • Lawinen-Sonde
  • Lawinen-Schaufel

Auch hier gibt es Unterschiede: Welches LVS für wen ideal ist, erfährt ihr in dem Beitrag „Tipps für den Kauf eines LVS“. Auch punkto Sonde und Schaufel wird ein Bergführer – der damit auch regelmäßig Schneedeckenuntersuchungen durchführt – andere Modelle wählen als der Wochenendtourengeher, der diese Gegenstände nur im Notfall verwenden wird.

Info: Die Schaufel spielt nicht nur bei Lawinenverschüttungen eine Rolle, sie kommt auch beim Graben einer Notunterkunft für ein Biwak zum Einsatz.

3. Empfohlene persönliche Schutzausrüstung

Der Lawinen-Airbag gehört zur persönlichen Notfall-Ausrüstung

Die bisher erwähnte „Standardausrüstung“ greift erst, wenn bereits eine Notsituation eingetreten ist. Sie erhöht die eigenen Überlebenschancen (LVS), aber auch oder vor allem jene der verschütteten Tourenkollegen (LVS, Sonde, Schaufel).

Tipp: Es ist im eigenen Interesse darauf zu achten, dass deine Tourenpartner mit den modernen LVS, Schaufeln und Sonden ausgestattet sind und auch damit umgehen können – damit retten sie im Ernstfall dein Leben.

Organisationen, Verbände und Hersteller empfehlen zusätzlich folgende persönliche Schutzausrüstung, die den Trägern unter Umständen in Notsituationen helfen:

  • Helm
  • Lawinenairbag

Gerade in schneearmen Wintern oder im bewaldeten/felsigen Gelände schützt ein Helm den Kopf bei Stürzen und Kollisionen. Freerider werden sich hier für schwerere Modelle mit besten Schutzeigenschaften entscheiden, während Tourengeher auf das Gewicht und Volumen achten werden.

Tipp: Für Hochtouren und zum Skibergsteigen gibt es Skihelme, die auch die Norm als Bergsteigerhelm erfüllen.

Ein Lawinenairbag hat die Aufgabe, eine Verschüttung zu verhindern bzw. die Verschüttungstiefe so gering wie möglich zu halten. Im Idealfall fällt dadurch das Suchen, Sondieren und Ausgraben nach einem Lawinenabgang weg, da man sichtbar an der Oberfläche zu liegen kommt. Die Wirksamkeit eines Airbags ist gut dokumentiert und reduziert die Sterblichkeit bei einer Lawinenverschüttung (um elf Prozentpunkte von 22 Prozent auf elf Prozent; vgl. Haegeli et. al., 2014). Wie gut ein Airbag wirkt, hängt unter anderem vom Gelände ab und ob der Träger den Airbag rechtzeitig auslöst. Dieses Auslösen des Airbags muss trainiert werden – und hier punkten die elektrischen Airbagsysteme mit einem Gebläse: Nach dem Auslösen muss keine Kartusche ausgetauscht bzw. eingeschickt, sondern einfach nur der Akku aufgeladen werden.

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