Wie trägt man sein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät?
Ein LVS (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät), eine Schaufel und eine Sonde sind als Lawinen-Notfall-Ausrüstung Standard für alle, die sich im freien Gelände bewegen. Abseits des gesicherten Skiraums sollte jeder Wintersportler seine Lawinen-Schaufel und -Sonde im Rucksack mit dabeihaben und sein LVS am Körper tragen.
Für Schaufel und Sonde bietet jeder gute Winterrucksack ein schnell zugängliches Notfallfach mit eigenen Fächern für Sonde und Schaufelstiel und Platz für das Schaufelblatt. Im Notfall nach einer Lawinenverschüttung sind diese dann rasch bei der Hand und schnell zusammengebaut.
Das LVS muss nach der obligatorischen Funktionsüberprüfung (Selbst- und Gruppen-Check) im SEND-Modus direkt am Körper getragen werden. Dabei gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Trageweisen, die jeweils Vor- und Nachteile haben.
LVS im Tragesystem
Wir empfehlen– so wie die meisten anderen Hersteller und Organisationen auch – prinzipiell die Verwendung des mitgelieferten Tragesystems.
Jedes Tragesystem von PIEPS wird am Oberkörper schräg über die Schulter getragen und um den Bauch gesichert. Das LVS wird dann je nach Modell entweder in eine weiche Neoprentasche gesteckt oder in ein Hardcase (Kunststoffplatte) geklippt und je nach Modell zusätzlich mit einer Schnalle gesichert. Dabei schaut das Geräte-Display immer zum Körper und das LVS ist immer durch eine Sicherungsleine mit dem Tragesystem verbunden.
Je nach Körperform und Vorliebe kann die Trageposition des LVS durch Verstellen und Verschieben des Tragesystems angepasst werden.
Das Tragesystem muss immer unter mindestens einer Bekleidungsschicht getragen werden. Nur dann ist das LVS bei einem Sturz oder Lawinenabgang entsprechend gegen Beschädigung oder Verlust geschützt.
Damit sind wir bei den klaren Vorteilen dieser Tragweise im mitgelieferten Tragesystem:
- Das LVS ist bestmöglich gegen Beschädigung/Verlust geschützt.
- Diese Trageweise ist eindeutig und wird auch von Einsteigern verstanden und korrekt angewendet.
- Das Tragesystem funktioniert unabhängig vom Gewand, d.h. es ist egal ob und welche Taschen z.B. die Tourenhose hat.
- Im Ernstfall und im Stress eines Rettungseinsatzes befindet sich das LVS immer an der einen bekannten Stelle und kann vom Träger so intuitiv zur schnellst möglichen Rettung herausgenommen/verwendet werden – kein „Suchen“ in welcher Tasche sich nun das LVS befindet.
- Bei dieser Standard-Tragweise ist das LVS nach dem Ausschaufeln für die Ersthelfer/Retter sofort lokalisierbar und kann schnellstmöglich ausgeschaltet werden, was für die Rettungstaktik relevant sein kann.
- Erleichterung des Sondierens (Sondentreffer auf Torso leichter als Bein oder Arm)
- Punktortung ist bereits in Kopfnähe und beschleunigt das Freilegen der Atemwege.
Wo Licht da auch Schatten und obwohl das Verstauen im Tragesystem die empfohlene, weil „sicherste“ Trageweise ist, müssen folgende Punkte bedacht werden:
- Bei warmen Temperaturen v.a. im Frühjahr muss das LVS trotzdem unter einer Bekleidungsschicht liegen. Weil das Tragesystem aber nicht auf der Haut getragen werden kann, ist ein entsprechendes Bekleidungskonzept notwendig.
- Bei kalten Temperaturen ist das Herausholen des LVS – z.B. für den Gruppencheck – unter mehreren dicken Bekleidungsschichten mit den Handschuhen oft unangenehm und aufwendig.
- Wechselt man die Bekleidungsschichten kann es sein, dass man auch das Tragesystem aus- und wieder anziehen muss und dabei u.U. auch am LVS herummanipuliert. Gerade bei Einsteigern lohnt es sich deshalb nach einer (Gipfel-)Rast oder dem Einkehrschwung einen erneuten LVS-Check durchzuführen, um sicherzustellen, dass das Gerät immer noch im Send-Modus ist.
- Die Sicherungsleine muss lang genug sein, um bei der Feinsuche mit dem Gerät bis zum Boden zu kommen. Bei den PIEPS-Tragesystemen ist dies konstruktionsbedingt problemlos möglich.
- Andere elektronische Geräte bzw. Gegenstände aus Metall sollten im Send-Modus mindestens 20 cm vom LVS entfernet getragen werden, d.h. bei Verwendung des Tragesystems scheiden deshalb besondere Handy-Brustaschen etc. aus. DIES ist immer und bei jeder Trageweise zu berücksichtigen!
Die Vorteile beim Verstauen des LVS im mitgelieferten Tragesystem überwiegen und bieten für alle Skifahrer und Wintersportler die bestmögliche Sicherheit und Übersicht.
LVS in einer geprüften Bekleidungstasche
Wie andere Hersteller und die meisten alpinen Organisationen lässt PIEPS bei manchen seiner LVS-Geräte unter folgenden Voraussetzungen auch das Tragen in einer Bekleidungstasche zu:
- In der Bedienungsanleitung des LVS ist angegeben, ob dieses Modell auch in einer Bekleidungstasche getragen werden kann.
- Diese Bekleidungstasche muss nicht nur „innenliegend und mit einem Reißverschluss gesichert“ sein, sondern von PIEPS geprüft und für diese Nutzung freigegeben sein. Solche geprüften Bekleidungstaschen werden aktuell nur von Black Diamond in Touren-/Freeride-Hosen verbaut und sind dort entsprechend gekennzeichnet. Diese Taschen verfügen über ein entsprechendes LVS-Fach, welches das Gerät entsprechend schützt und fixiert.
- Das LVS muss immer mit dem Display zum Körper getragen werden.
- Das LVS muss mit der Sicherungsleine immer mit der Bekleidungstasche verbunden sein.
Die Vorteile dieser Trageweise ergeben sich aus den Betrachtungen zuvor, v.a. aber
- ist das LVS für den Gruppencheck bzw. im Notfall immer schnell erreichbar.
- bleibt diese Tasche die ganze Tour über verschlossen. d.h. am Gerät wird auch bei einem Bekleidungswechsel o.ä. nicht mehr herummanipuliert.
- ist diese Trageweise für einige Anwender angenehmer als das Tragesystem um den Oberkörper.
Wem diese Benefits wichtig sind und wer deshalb überlegt sein LVS in einer solchen geprüften Bekleidungstasche zu tragen, der muss den Hauptnachteil in Kauf nehmen:
- In einer Bekleidungstasche ist das LVS gegen Beschädigung bei einem Sturz oder bei einem Lawinenabgang weniger geschützt als im Tragesystem.
- Zu allen elektronischen Geräten, sowie zu Metallen und Magneten sollte ein Mindestabstand eingehalten werden: 20 cm im SEND-Modus.